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Leid an Körper und Seele

29. November 2023

SI Club Coesfeld und frauen e.V. laden zu einem Vortrag über weibliche Genitalverstümmelung ein

Von Ulrike Deusch. Beschneidung bei Frauen? Nein, da korrigiert Dr. Claudia Fischäß-Pfeiffer schnell und deutlich: „Wir sprechen von weiblicher Genitalverstümmelung“, wählt sie die fachlich korrekte wenn auch krasse Bezeichnung – und erklärt. Betroffene Frauen und Mädchen erlitten bei einem solchen Eingriff neben lebenslänglich wirkenden körperlichen Schmerzen oft ebenso großes seelisches Leid. Fischäß- Pfeiffer ist Chefärztin in der Gynäkologie der Christophorus Kliniken in Coesfeld und Referentin eines Vortragsabends, zu dem der SI Club (Soroptimist International) gemeinsam mit frauen e.V., der Beratungsstelle für Mädchen und Frauen und Fachstelle gegen Gewalt, anlässlich der Orange Days einlädt. Fischäß-Pfeiffer engagiert sich in beiden Organisationen, die auf je eigene Weise die Situation von Frauen und Mädchen verbessern wollen.

„Das Thema Genitalversümmelung wird aktuell von SI International weltweit ins Bewusstsein gerückt. Wir möchten es zusammen mit frauen e.V. auch hier in Coesfeld aufgreifen“, ordnet Hilla Morian, Präsidentin des SI Clubs Coesfeld, die Veranstaltung ein. Durch die Migrationsbewegungen der letzten Jahre und die Zuwanderung von Menschen aus anderen Kulturkreisen sei das Thema Genitalverstümmelung mitten in unserer Gesellschaft angekommen, erklärt Fischäß- Pfeiffer. Miriam Harosh-Pätsch von frauen e.V. berichtet von einem Fall, der sich jüngst in der Beratungsstelle zugetragen habe, als eine Betreuungsperson nachgefragt habe, was sie in einem Verdachtsfall unternehmen könne.

Nicht nur die Zuwanderung, auch die vermehrte öffentliche Diskussion über das einstige Tabu-Thema lenke vermehrt den Blick auf betroffene Frauen und Mädchen, ist Harosh-Pätsch überzeugt. Fischäß-Pfeiffer kann konkrete Zahlen nennen: Danach werden in einer Dunkelzifferschätzung zu weiblicher Genitalverstümmelung aktuell in Nordrhein- Westfalen zwischen minimal 430 und maximal rund 3900 Mädchen unter 18 Jahren als potenziell gefährdet gesehen.

Medizinische Fakten wird Fischäß-Pfeiffer in ihrem Vortrag erläutern: Formen der Genitalverstümmelung, die Probleme für die Mädchen zum Zeitpunkt des Eingriffs und die Folgen in späteren Jahren. Auch Traumatisierung wird ein Thema sein. Aber auch kulturelle, ethische und moralische Aspekte sowie Fragen der Integration sollen an dem Abend zur Sprache kommen.