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Das Wichtigste: Aufmerksam werden

04. Februar 2022

Frauen e.V. und Soroptimistinnen eröffnen zum Tag gegen Gewalt an Frauen eine Kunstinstallation in Coesfeld

Allg. Zeitung Coesfeld 27.11.2021, Coesfeld (ude). Mitten im Song bricht Querflötenspielerin Dorothee Stennecken das weltweit bekannte Lied von der Frau im grünen Kleid („Greensleeves“) ab. Assoziationen von Verletzung, einer offenen Wunde, Brutalität gegenüber dem schönen Ganzen entstehen – und sind der perfekte Abschluss für eine Veranstaltung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, auch Orange Day genannt, im Schlosspark in Coesfeld.

Frauen e.V., die Beratungsstelle für Frauen und Mädchen im Kreis, und der Club Coesfeld von Soroptimist International, dem weltweiten Netzwerk berufstätiger Frauen mit gesellschaftspolitischem Engagement, haben mit Unterstützung der Stadt eine beeindruckende Installation realisiert. Rund 150 Stelen aus Glas – entworfen und realisiert vom Coesfelder Rolf Athmer und seinem Team – , jede versehen mit Altersangabe und Todesdatum, und ebenso viele Paare blutroter Schuhe stehen stellvertretend und zugleich ganz konkret für Frauen, die in Deutschland infolge von Gewalt in Beziehungen starben. Rote Grablichter säumen den Weg durchs Stelenfeld.

Über 50 Interessierte sind zur Eröffnung gekommen und sind betroffen – auch angesichts der Tatsachen und Erfahrungen aus dem Beratungsalltag, die Miriam Harosh-Pätsch, Vorsitzende von Freuen e.V., sichtlich bewegt, zum Thema Femizide vorträgt. Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts. „Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau getötet, weil sie Frau ist“, sagt Harosh-Pätsch.“ Den Tätern gehe es in den meisten Fällen um Macht. Viele handelten nach patriarchalen Mustern, die sie als Jungen erlebt hätten. Harosh-Pätsch fordert deutlich mehr Maßnahmen zur Prävention, besser ausgestattete Beratungsstellen, mehr Täterarbeit und mehr Maßnahmen gegen digitale Gewalt.

Genau da knüpft Dr. Renate Tewaag an, Pastpräsidentin von SI Deutschland. Die Soroptimistinnen hätten eine Studie der MaLisa-Stiftung, gegründet von Schauspielerin Maria Furtwängler und ihrer Tochter Elisabeth, mitfinanziert, die zu dem Ergebnis kam, dass in mehr als einem Drittel der Fernsehsendungen geschlechtsspezifische Gewalt als normales Alltagsgeschehen vorkommt. „Es ist wichtig, dass wir für so etwas aufmerksam werden und uns selbst und anderen solche Umstände bewusst machen“, so Tewaag. „Und wir dürfen Frauen, die Opfer geworden sind, nicht alleine lassen.“

Dass es wichtig sei, Mädchen und Frauen frühzeitig zu stärken, damit sie überkommene Frauenbilder aufbrechen, betont Bürgermeisterin Eliza Diekmann. Sie lobt den „würdevollen Rahmen“ der Veranstaltung und dankt Frauen e.V. und dem SI-Club für ihr Engagement.

Die Installation im Schlosspark ist in den nächsten Tagen noch zu sehen.

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Zahlreiche Interessierte kamen zur Eröffnung der Installation mit rund 150 Glasstelen in den Schlosspark. Grablichter säumten die Wege.

Bild oben: Gewalt gegen Frauen geht alle an, betonten: (v.l.) Miriam Harosh-Pätsch (Frauen e.V.), Bürgermeisterin Eliza Diekmann, Gisela Walter (Präsidentin Soroptimist International Club Coesfeld), Dr. Renate Tewaag (Pastpräsidentin SI Deutschland). Fotos: ude